La Paloma - One song for all worlds

Vier Stunden lang verschiedene Versionen des am meisten gesungenen und gespielten Songs der Welt und aller Genres (weit mehr als 4000 Versionen gibt es mittlerweile auf Tonträgern).

Kein anderes Stück ist derart verbreitet und in derart verschiedenen musikalischen Welten zuhause, ob Tango, Jazz, Schlager, Oper, Salon, Twist, Surf, Reggae und Rock.

Überall auf der Welt hält La Paloma die musikalischen Tagträume vor-sich-hin-summender, -trällernder, -pfeifender und -singender Menschen fest. Jenseits der einzelnen (und oft ganz verschiedenen) Texte weiß jeder worum es geht: Sehnsucht, Einsamkeit, Abschied, Liebe, Wiederkehr, manchmal Tod. Bilder von Meer, Taube und Insel als Verbindung von Enge und schöner Fremde.

Da man sie viel viel leidenschaftlicher spielt und singt als die gute, hat sie sich nach und nach mehr noch als diese mit der Träumerei und den Tränen der Menschheit gefüllt. Deswegen sei sie Euch verehrungswürdig!
Marcel Proust in: Lob der schlechten Musik

siehe auch:
La Paloma - One song for all worlds, vol. I-IV
Trikont CDs mit ausführlichen Booklets und Bildern www.trikont.de

 

Im Jahre 492 v. Chr. zerschellte die Flotte des Persers Mardonios vor der griechischen Küste in der Nähe des Berges Athos. Den Griechen, die auf dem Festland Zeuge dieses Unglücks geworden waren, bot sich ein erstaunliches Schauspiel: von den sinkenden Schiffen flogen Schwärme weißer Tauben empor, die sich schließlich an Land flüchteten. Die weiße Taube war bis dahin in Westeuropa unbekannt, und dieses Ereignis markiert den Beginn ihrer Verbreitung.

Die mit ihr verbundenen Mythen, die sie als Träger der Seele und Boten der Liebe auswies, waren aber bereits lange vor diesem Zeitpunkt weiter östlich im vorderasiatischen Kulturkreis bekannt. Und es scheint, als wirke diese alte Symbolik bis in den Text der La Paloma nach, mehr als 2000 Jahre später: So befremdend es auch klingen mag, wenn die phönikischen Matrosen des Mardonios, die mit der persischen Flotte vor dem Berg Athos untergingen, dieses Lied gekannt hätten, sie würden jedes Wort verstanden haben, als hätte ein Dichter ihrer Heimat ... die Zeilen verfaßt (Heinrich Dittmar, Symbol der Sehnsucht aller).

In Teil II von Trikonts Langzeitprojekt (Volume I-Vi)) La Paloma. One Song for All Worlds nehmen wir erneut die Spur der Weißen Taube auf, starten mit Richard Tauber und Ilse Werner in heimatlichen Gefilden, folgen ihr über Österreich (Wiener Bohème Orchester), Italien (Natalino Otto, Gabriela Ferri), Mexiko (Esquivel, Freddy Fender, Santiago Jimenez jr.), Hawaii (Felix Mendelssohn and his Hawaiian Serenaders) weiter nach Amerika (Hank Snow), wo wir dabei sind, wie Humphrey Bogart vom toten Kapitän der 'La Paloma' den Malteser Falken bekommt, finden sie in einem Bahnhof in der Mandschurei, spüren sie als Dr. No verkleidet auf in Jamaica, um schließlich mit ihr auf den Philippinen zu landen (Leopold Seelos).


PRESSE zu La Paloma. One Song for all Worlds

Ursonate des Pop. (TAZ)

Und allen Versionen ist gemein: unstillbare Sehnsucht nach Liebe und ewige Angst vor Abschied und Einsamkeit. (Der Spiegel)

Jetzt haben sich die Ausgrabungsexperten in Sachen Popkultur vom Münchner Trikont-Label augenzwinkernd das Ziel gesteckt, eine Gesamtausgabe aller verfügbaren "La Paloma"-Einspielungen zu veröffentlichen. Da das nicht ganz einfach ist, hat man bescheiden mit einer CD begonnen - eine zweite folgt. Kalle Laar, avantgardistischer Soundarchitekt mit Hang zu schönen Harmonien, hat 25 Versionen zusammengestellt, die einen Einstieg ins "La Paloma"-Universum bieten. "Keine Zähne im Maul, aber 'La Paloma' pfeifen." (Die Woche)

Und wer den Sinn einer solchen Aneinanderreihung des Ewiggleichen noch immer nicht einsehen will, der findet die philosophische Rechtfertigung dazu bei Kierkegaard: "Wiederholung, das ist die Wirklichkeit und der Ernst des Daseins. Wer die Wiederholung will, der ist im Ernst gereift." Ja, wir wollen eine Gesamtedition aller "La Paloma"-Aufnahmen. (Süddeutsche Zeitung)

Der fetteste und einzige weltweit heimische Ohrwurm windet sich seit gut 130 Jahren wellenförmig durch das Melodiegedächtnis der Menschheit. Immer gebiert er neue Ableger. "La Paloma", ein Wurm im Federkleid. ... Die Töne wurden zur Projektionsfläche wechselnder, ja gegensätzlicher Texte und Gefühle: Liebe, Schmerz, Heimweh, Fernweh, Lebenslust und Todesfurcht. Selbst Klein Ödipus und seine Mama geistern im Matrosenkostüm durch eine Fassung ("Nun sind wir daheim", sagt der zur See gefahrene Bräutigam, "ich sehe mein Mütterlein"). Ein Lied für Kerle, noch dann, wenn Frauen es singen. Voll heroischer Blicke in die Ferne, geballter Fäuste gegen gebrochene Herzen. Und über allem Sehnen ein leichter Geruch von Männerschweiß. "La Paloma" ist ein Versatzstück patriarchalischer Populärkultur, eine Art musikalisches Goethe-Wort für jede Gelegenheit. (Die Zeit)

... für künftige Anlässe gibt es jetzt das ultimative Geschenk: einen kleinen Silberling (von Trikont), der 25 von 2000 Paloma-Versionen vereint. Eine Reise durch die Geschichte und die Genres, durch Zeiten und Moden. Ein universeller Sampler mit nur einer Melodie - die alles war, nur eines nie: ein Schmachtfetzen. Ohee! (jetzt, Süddeutsche Zeitung)

Über 2000mal ist es auf Schallplatte aufgenommen worden - auf Kuba wie in Skandinavien, als Tango, Marsch, Twist oder Reggae, von Opernsängern auf Abwegen, ausgeflippten Rockmusikern und schmachtenden Schnulzen-Königen. 26 Versionen des Schlagers hat der Münchner Kalle Laar jetzt auf einer hinreißenden und mit vorzüglichem Begleittext ausgestatteten CD versammelt. La Paloma nonstop - immer das gleiche Lied und doch ständig anders. (Abendzeitung)

Wenn Seemannsmythen und der Tang-Geruch des metaphorischen Hafens zu aufdringlich werden, hat dieses Lied mindestens zehn Notausgänge in neue, frische Bedeutungen zu bieten und führt dabei ineinander verwobene Kulturgeschichten aus aller Welt vor. (Profil)

Eigentlich sind sie etwas für Lexikalisten und Liebhaber von Kuriositäten: Sammelalben mit verschiedenen Versionen ein und desselben Liedes, Werke, die der urheberrechtlichen Implikationen wegen, ohnehin sehr spärlich zustande kommen. Wenn jetzt, Mitte der neunziger Jahre, aus Bayern eine ähnliche Kompilation um den Gassenhauer "La Paloma" lanciert wird, so hat das freilich eine andere Bedeutung. Die Kompilation ist von augenzwinkernder Distanz und seriöser Liebhaberei gleichzeitig geprägt, die Nüchternheit bereits dem Umschlag aufgedrückt - es ziert ihn die unverzerrte, unkommentierte Nahaufnahme der blasslila schimmernden Perlmutfront einer Ziehharmonika. Im 28seitigen, reichbebilderten Booklet erzählt Laar ausführlich die Geschichte des Liedes, seiner Quellen und seiner Metamorphosen.
Laar hat die 25 Beispiele seiner CD, ausgewählt aus einem Fundus von einigen tausend Aufnahmen, glücklicherweise nicht chronologisch oder stilistisch, sondern mit kompositorischem Flair wild aneinandergereiht, die Abspielgeräusche älterer Aufnahmen mit einbeziehend. Zu den famosesten gehören die Einspielungen Benjaminio Giglis oder der einstigen chilenischen Starsängerin Rosita Serano, unlängst im Soundtrack zum "Geisterhaus"-Film wiederaufgetaucht. "One Song For All Worlds" steht als Untertitel über Laars Kompilation, die der Trikont-Verlag fortzusetzen gedenkt. In dieser Aufmachung ist "La Paloma" aber gleichsam ein Lehrstück geworden, wie wandelbar ein Stück Musik ist, welche Affinitäten es entwickelt, wie unterschiedlich es rezipiert und angewandt werden kann. Und nicht zuletzt auch, wie sich die Aufnahmequalität in den rund hundert Jahren ihres Bestehens entwickelte. (Züricher Tagesanzeiger)