The Harry Night

In Memoriam Harry Bertoia (1915-1978), Harry Lime (1949), Harry Partch (1901-1976)


Harry Bertoia (born in 1915 in San Lorenzo; died in 1978 in Barto, Pennsylvania)
The designer, sculptor and painter Harry Bertoia left his Italian homeland at the age of 15 and studied painting and sculpture at the technical college in Detroit from 1932 to 1936. In 1936 he became a teacher at the Detroit School of Arts and Crafts. One year later he began studying at the highly regarded Cranbrook Academy of Art in Bloomfield Hills, Michigan. At this academy Bertoia got to know Charles Eames and Eero Saalinen who both taught there. In 1939 Bertoia became assistant professor for metal work at the Cranbrook Academy, in addition he set up and equipped workshops for jewelry design. He left the academy in 1943 with Eames to work on furniture designs out of bent plywood for the Evans Company. In that same year he exhibited jewelry in his own designs in New York and worked as a graphic artist. In the mid 40's he concentrated on designing furniture and founded his own studio in Bally, Pennsylvania in 1950. During this same year he began working together with Knoll International. Bertoia's first chair 420 was a large success and has been produced unchanged since 1952. Today his wire mesh chairs 420 and 421 together with an additional classic, the bench 400, are icons of the 50's. Chair 421 is made out of highly polished steel pipe and has a seat cushion with a cloth covering.
All of Bertoia's wire mesh chairs are made through a very intricate process, being bent and welded by hand. The back piece is created by a steel square bent into a shell form. Since the mid 50's, Bertoia concentrated more on his work as a sculptor. He was awarded a number of international prizes for his designs and counts as one of the leading furniture designers in America since World War II. Chairs are nothing more than objects in space and space goes through their middle. The desire for good design, is like the desire to continue living. The assumption exists, that somewhere a better way of doing things is hidden.
...well, he had made a little sculpture that was supposed to look like desert grasses. One of the wires broke off and happened to touch another wire and made a sound. He was so surprised, and he thought, well this is not a good sound, but he could make a better sound, if he'd used different kinds of wires, different kinds of metals, different ways of welding it and different types, of course, of the wires. And it started making music to him and he really enjoyed that, and this is how he started. That was in the sixties. And now he has a whole barn full, or rather I do. And it seems that everybody sort of imagines something different. For instance we had a group of nuns in there, and they said, it sounds like church bells or like heavenly music. Then we had a group of nature lovers and they woud say it sounds like the ocean or like trees rustling or like whale sounds. And then we had a group of soldiers and they'd say it sounds like jets, or, you know, bombs, and that kind of thing. So everybody will imagine something else when they hear this sound ... (from an interview with Brigitta Bertoia, the widow of Harry Bertoia). Bertoia documented his sound sculptures in a series of records that were made in his barn in Barto, Pennsylvania. Almost 100 of these sculptures are still standing there under the watchful eye of his widow Brigitta, who gives small concerts for visitors. Harry Bertoia called his 10 record collection sonambient for sound-environment.


Harry Lime
'Dieser Film brach in jeder Hinsicht sämtliche Rekorde, und die Leute spielten verrückt.
Wo man auch hinkam, überall hörte man diese Zither ...' (Orson Welles über Der Dritte Mann)

... waren im angelsächsischen Bereich in vielen Filmen, die eine Stimmung von Bedrohung und Verdacht beschworen, die durch Krieg und anschließende soziale Restauration bestimmten Widersprüche aufgehoben. Was da, in große weltpolitische Formeln gebracht, besiegt worden war, drohte im kleinen Komplott ständig wieder aufzubrechen. Wie ein Drache, der noch längst nicht besiegt ist, wenn man ihm den Kopf abgeschlagen hat, erhebt sich das Böse an allen Enden in unfaßbarer Gestalt. (aus Georg Seeßlen, Kino der Angst)
Harry Lime aus Carol Reeds Film The Third Man aus dem Jahr 1949 ist eine Personifizierung dieses Bösen, ein Schieber, der im Wien der Nachkriegszeit Geschäfte mit Penicillin macht, dadurch den Tod vieler Kranker mitverschuldet, eindringlich verkörpert von Orson Welles. Graham Greene schrieb sowohl den Roman als auch das Drehbuch, einen Teil seines Textes gestaltete Orson Welles jedoch selbst, wie z.B. die Passage im Riesenrad:
Harry Lime (zu Holly Martins, gespielt von Joseph Cotton): ... Nun sei nicht so trübsinnig ... es ist alles halb so schlimm. Denk daran, was Mussolini gesagt hat: In den dreißig Jahren unter den Borgias hat es nur Krieg gegeben, Terror, Mord und Blut, aber es gab Michelangelo, Leonardo da Vinci und die Renaissance. In der Schweiz herrschte brüderliche Liebe, fünfhundert Jahre Demokratie und Frieden. Und was haben wir davon? ... Die Kuckucksuhr.' Als der Film herauskam, wiesen die Schweizer mich überaus freundlich darauf hin, daß sie nie Kuckucksuhren hergestellt hätten ...' (Orson Welles im Gespräch mit Peter Bogdanovich)

Zum (bleibenden) Erfolg des Filmes hat nicht zuletzt die geniale Musik des Wiener Zithervirtuosen Anton Karas beigetragen. Sein Harry Lime Theme gehört sicher zu den bekanntesten Stücken überhaupt, aber auch die anderen Melodien aus dem Film, wie z.B. der Cafe Mozart Waltz sind nach wie vor hörenswert.


Harry Partch
(geboren 1901 Oakland, California; gestorben 1976 San Diego)
'Auf jeden Fall war Harry Partch ein außerordentlicher Mensch. Ein ? dem Trinken nicht abgeneigter unabhängiger Geist, der den musikalischen Mainstream verachtete(?) - sogar den Avantgarde-Mainstream - der einen Großteil seines Lebens in der Kalifornischen Wüste verbrachte. Der Instrumente formte aus Flugzeugtanks, Plastikbehältern, Munitionshülsen, Flaschen und alten Tasteninstrumenten. Partch erfand seine eigenen Tonsysteme (er unterteilte die Tonleiter in 43 Noten) und ließ sich mindestens ebenso von der Ritualmusik des Fernen Ostens inspirieren wie von Westeuropa; seine Musik verbindet rhythmische und tonale Ausgefeiltheit mit einem direkten fast primitivistischem Mystizismus. Das Resultat ist eine der eigenständigsten Musikformen, die bisher in den USA entstanden sind.'
Harry Partch war der Sohn presbyterianischer Missionare, die von ihrer Tätigkeit in China in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt waren. Beide sprachen Mandarin, sein Vater sammelte Instrumente, und seine Mutter sang und spielte reed organ (?). Partch wuchs in Arizona und New Mexico in einer sehr musikalischen Umgebung auf, aber im wesentlichen hat er sich alles selbst beigebracht.
Zwischen 1928 und 1930 baute er sein erstes Instrument, die 'adaptierte Bratsche (adapted viola)'. Diese hatte einen verlängerten Hals und 37 Bundpositionen pro Oktave. Seventeen Lyrics by Li-Po ist eine Komposition für Sprechstimme und Gesang, begleitet von seiner mikrotonalen Viola.
'1930 lebte der damals 29jährige Harry Partch in einem kleinen Zimmer in der Charles Street in New Orleans. Irgendwann um diese Zeit, als er gerade wieder in einer der vielen kalifornischen (?) schlief, wo er als Hobo während der Depression als Erntehelfer arbeitete, wachte er eines Morgens auf und erkannte, daß die Beziehung zwischen ihm und der westlichen Musik zu ende war ... Partch nahm was er in den vergangenen 16 Jahren komponiert hatte, stopfte das Material in den Ofen und verbrannte es in einem vermutlich (?) auto-da-fe.' (Jonathan Cott, Rolling Stone)
Dies war der Beginn einer langen Zeit der Wanderschaft und des Experimentierens. 1934-35 verbrachte er in England, und studierte die Geheimnisse von Intonation und Stimmsystemen. 1935 kehrte er in die USA zurück und begann ein Wanderleben: lange vor der Beatgeneration war Harry Partch 'on the road'. Einige seiner frühen Kompositionen sind Vertonungen von Hobo-Graffitis, Inschriften, wie er sie z.B. in den Güterwaggons fand, damals ein gängiges Reisemittel (Barstow-Eight Hitch-hikers' Inscriptions from a Highway Railing at Barstow, California, 1941, U.S.Highball-A Musical Account of Slim's Transcontinental Hobo Trip, 1943, The Letter, 1943)
Für Partch war die Stimme in ihrer gesprochenen wie gesungenen Form, wie auch in den Zwischenräumen, von anfang an wesentlicher Bestandteil seiner Arbeit, wobei Text und Klang gleichermaßen wichtig waren. Es gibt einige historische Aufnahmen seiner speech music, in denen Partch selbst den Stimmenpart übernimmt.
1943 und 1944 bekam Partch ein Guggenheim Stipendium und damit zum ersten mal eine gewisse Unabhängigkeit. Zwischen 1944 und 1947 war er als Forschungsassistent an der University of Wisconsin in Madison, wo er nicht nur eine Reihe von neuen Instrumenten baute, sondern auch sein Buch Genesis of a Music schrieb (1949 publiziert, 1973 in überarbeiteter Form neu herausgegeben, seither vergriffen).
1950 erhält er erneut ein Guggenheim Stipendium, 1951 komponiert er Oedipus Rex, nach der Übersetzung von Yeats, uraufgeführt 1955 am Mills College, Oakland. In den folgenden Jahren entstehen mehrere Musiktheaterstücke, 1955 The Bewitched, ein Auftragswerk, uraufgeführt 1957 und 1960/61 Revelation in the Courthouse Park.
Anfang der 60er Jahre wird er von Danlee Mitchell nach LaJolla eingeladen, wo er den Rest seines Lebens verbringt. Mitchell, der am San Diego Community College lehrte, ist der wichtigste Schüler und musikalische Erbe Partchs (und Vorsitzender der Harry Partch Foundation). In LaJolla wurde Partch zu so etwas wie einer Kultfigur, und er zog viele Studenten und Musiker an, die mit ihm arbeiten wollten. Sein Spätwerk umfaßt ein weiteres Musiktheater Delusion of the Fury, einige Arbeiten für Film (Windsong, Rotate the Body > heute als Videoprojektion), sowie mehrere größere Instrumentalwerke (And on the Seventh Day Petals Fell in Petaluma).

'I'm not an instrument builder, only a philosophic man seduced into carpentry'.
'The work that I have been doing these many years parallels much in the attitudes and actions of primitive man. He found sound-magic in the commom materials around him. He then proceeded to make the vehicle, the instrument, as visually beautiful as he could. Finally, he involved the sound magic and the visual beauty in his everyday works and experiences, his ritual and drama, in order to lend greater meaning to his life. This is my trinity: sound-magic, visual beauty, experience-ritual.' (Harry Partch)

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