Presse Archiv : Süddeutsche Zeitung, 4. Mai 2009

Wörter zu Klangscharen
Das Ehepaar Laar und sein Projekt „Kunst oder Unfall“

Satzfragmente werden vom elektronischen Rauschen getragen, Geräusche und Melodien strömen aus den Lautsprechern und gehen einen intensiven Dialog mit Wörtem und Gedichtfragmenten ein. Daneben dreht sich schwarzes Vinyl auf verschiedenen Plattenspielem, es sprechen Barbiepuppen und Mickymaus - alles in.mitten von Laptop, Mikro, Plattenstapeln und einem bunten Spielzeug-Sam1nelsuriums. Es ist wie das Eintauchen in eine andere Welt: in einen Raum, der erfüllt ist von Klängen, Wörtern und Bildern, die ihrerseits immer wieder neue Bilder entstehen lassen.

Ganz ruhig ist es im Schlosscafé Fußberg, als das Künstlerehepaar Augusta und Kalle Laar am Samstagabend in einer gut einstündigen visuellen und akustischen Performance Wörter zu Klängen werden lassen und Klänge wieder zu Sprache.

„Kunst oder Unfall“ heißt das gemeinsame, 2004 ins Leben gerufene Projekt der beiden in Krailling lebenden Klangartisten, in dessen Mittelpunkt die Wechselwirkungen musikalischer, sprachlicher und visueller Ausdrucksmöglíchkeiten stehen. Darin spielen und experimentieren die Lyrikerin und Musikerin Augusta Laar und Klangkünstler Kalle Laar mit elektronisch bearbeiteten Tönen und Texten, die sich schließlich zu einem neuen Ganzen entwickeln.

Sammelt, formt und schreibt Augusta Laar Wörter und Gedichte, so ist Kalle Laar, der eine große Affinität Dingen gegenüber hat, die klingen, auf der ständigen Suche nach neuen Klangerlebnissen. Doch auch das Visuelle sei wichtig, sagt Kalle Laar. So sei es etwas ganz anderes, wenn die sprechenden Barbiepuppen wirklich zu sehen sind und nicht nur über Lautsprecher eingespielt werden.

Auf die weitere Suche nach neuen Klängen und Wörtern wird sich das Künstlerpaar Ende Juli in Kanada begeben. Sie sind zum „Electric Eclectics Festival“ in Toronto eingeladen, und auf jeden Fall möchten sie an Ort und Stelle neues Material sammeln, um dieses in ihrer Performance einzuspielen.

Gleich im Anschluss geht es weiter nach New York. Dort ist ein Projekt nıít dem Brooklyn Ballet geplant. Und so soll neben Musik und Text auch der Tanz Teil der künstlerischen Kommunikation werden.

NICOLA SEIPP