Presse Archiv : Münchner Abendzeitung, 10.3.2001


Vom Ufologenkongress bis zum voll elektronischen Riech-Automaten:
»Fiction & Science« in der lothringer13

Der Orbit ist voller Geräusche: Gefiepe, Gezirpe und Wortfetzen aus Millionen Gesprächen, die via Satellit übertragen werden. Der Münchner Komponist und DJ Kalle Laar (Klangmuseum im Lenbachhaus) hat sie mit O-Tönen eines Ufologenkongresses und dem Vortrag des Biochemikers Richard Kuhn über die Rolle der Fantasie in der Wissenschaft gemixt. Seine Soundinstallation "There is no Sound in Space" ist Teil der Schau "Fiction & Science", die im Rahmen der Frühjahrsbuchwoche in der Galerie lothringer13 gezeigt wird.

Darüber hinaus sind Arbeiten von fünf Studenten der Karlsruher Hochschule für Gestaltung zu sehen. Die Kunst ihrer Versuchsanordnungen liegt darin, Wissenschaft anschaulich zu machen und Erfindungen fantasievoll weiterzuspinnen. Wolfgang Käppner und Fabian Winkler führen einen Riech-Autornaten vor: Da windet sich ein stoff-umhüllter Rüssel wie ein Tier und erschnüffelt mit Sensoren aus Polymerschaum Duft-stoffe, die man ihm vor die elektronische Nase hält. An der Wand formieren sich die Farbanalysen aus dem Computer zum bunten Schleiertanz der Düfte. Dorcas Müller reflektiert in ihrem Video die Rolle lebender Organismen-Wetware im Gegensatz zur Hardware - in der Forschung: Am Max-Planck-Institut in Martinsried wurde der erste Neuro-Chip enwickelt - aus Silizium und einer Blutegel-Nervenzelle in Nährlösung. Dorcas Müller schließt sich mittels Egel an einen Laptop an, lässt sich aussaugen und ihr Blut auf den Bildschirm tropfen. Der Mensch als Material. Roseline Rannoch betreibt Studien in Kristallbildung und Thorsten Hallscheidts Video zersetzt Bruce Willis per Rückkopplung in flirrende Farbsequenzen: Indem er mehrmals zwischen die Pixel zoomt und den Ausschnitt vergrößert, legt er eine faszinierende Zwischenwelt im unendlichen digitalen Raum frei.
Roberta De Righi