Presse Archiv : Süddeutsche Zeitung, 26.4.2000



"Entschuldige, hast du mal Feuer?" Lässig lehnt sie - die Kippe schief im Mundwinkel - an der Wand und wartet darauf, dass ihr der gut aussehende Typ die Zigarette anzündet. Doppelt brisant ist diese Anmache am Donnerstag, 27. April, im Lenbachhaus (Luisenstraße 33). Denn Zigaretten sind tabu, wenn von 21 Uhr an - wie an jedem letzten Donnerstag im Monat - eine von Barbara Holzherrs und Kalle Laars "Nächten der verlorenen Musik" stattfindet. Grund sind die Bilder des amerikanischen Malers Ellsworth Kelly, die noch bis zum 28. Mai im Lenbachhaus hängen und keinen Rauch vertragen.

Aus dieser Not hat das Duo Laar/Holzherr eine Tugend gemacht: Ihr Themenabend trägt den Titel "Tobacco Road" und ist ganz der Zigarette gewidmet. Die ganze Nacht lang laufen Tabak-Werbespots, es sind Plattencovers mit Zigaretten-Motiven ausgestellt, und zu hören sind Anti-Raucher-Hypnoseplatten und die zahlreichen Versionen des Jazzklassikers "Smoke gets in your eyes".

Der Musiker und DJ Laar und die Künstlerin Holzherr organisieren in ihrem "Temporären Klangmuseum" Musiknächte wider das Vergessen. Dabei bedienen sie sich aus Laars Plattensammlung. Mehr als 3000 seltene oder einfach merkwürdige Scheiben umfasst sie - wie der bizarre JapanPop, der während einer"Japan-Nacht" bei Sushi und Godzilla-Filmen gespielt wurde.
Verena Hasel

"Tobacco Road", 27. April, 21 Uhr; Temporäres Klangmuseum in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, Luisenstraße33

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